Die Schere öffnet sich immer mehr
Die Menschen werden immer älter. Hygieneerkenntnisse, medizinischer Fortschritt und der allgemein verbesserte Lebensstandard haben in den letzten hundert Jahren die allgemeine Lebenserwartung drastisch ansteigen lassen. Andererseits treten jüngere Menschen immer später in das Erwerbsleben ein, sofern ihnen dafür überhaupt eine Chance geboten wird, denn der technische Fortschritt hat Anforderungsprofile hervorgebracht, denen nicht alle gerecht werden können. Nicht nur die Alterspyramide ist kopflastig geworden, auch an der Basis der Arbeitswelt tun sich Risse auf.
Der viel beschworenen Generationenvertrag, der Solidarpakt zwischen Jung und Alt, kann auf die Dauer nicht gehalten werden, weil zu wenige für zu viele aufkommen müssen. Die Altersfinanzierung, die schon heute durch die staatliche Rente längst nicht mehr gedeckt werden kann, treibt viele, vor allem Frauen, an die Grenze der Armut. Und das in einer Gesellschaft, die sich ihres allgemeinen Wohlstands rühmt und ihn auch noch zur Schau stellt.
Die Politik ist sich des sozialen Sprengstoffs seit langem bewußt, dessen Explosion kaum zu verhindern sein wird. Hektisch werden immer neue Modelle entwickelt, die das Desaster in seiner schlimmsten Form verhindern sollen. Die Zeit aber läuft davon und die Versäumnisse der Vergangenheit lassen sich nicht von heute auf morgen aus der Welt schaffen.
Auswege aus dem Dilemma sind vorhanden, es bedarf aber gemeinsamer Anstrengungen der Gesellschaft wie der Betroffenen, die nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfen.