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»3+1« Fragen an Helmut Luther

A.V.: Nach Kroatien und Italien nehmen Sie Ihre Leser:innen nun mit auf eine Entdeckungsreise nach Slowenien. Was zeichnet Österreichs südliches Nachbarland aus?

H.L.: Slowenien bietet eine große Vielfalt auf kleinem Raum: Da sind die Berge – schroffe Beinahe-Dreitausender, schön wie die Dolomiten, jedoch nicht überlaufen, zu den Hütten führen verschlungene Wurzelwege anstatt autobahnmäßig ausgebaute Forststraßen. Es gibt liebliche Weinlandschaften, Seen und Flüsse wie die Soča – einer der letzten unverbauten Alpenflüsse. Und es gibt das Meer – in einer Autostunde ist man von der Hauptstadt Ljubljana in Koper an der Adria.

Nicht zu vergessen die ethnische Vielfalt: Ungarisch und Italienisch sind anerkannte Minderheitensprachen, daneben leben im Land Serben, Bosniaken, Albaner, Mazedonier und Deutsche, die alle ihre Kultur und Sprache pflegen.


A. V.: In Ihren Reisereportagen treffen Sie immer wieder auf historische Persönlichkeiten. Was oder wer hat Sie in Slowenien überrascht?

H.L.: Da ich in Meran, Südtirol, lebe, freut es mich natürlich, dass es bei Maribor das von Erzherzog Johann gegründete Weingut »Meranovo« gibt. Es bekam seinen Namen, weil Johanns bürgerliche Gattin Anna Plochl zur Gräfin von Meran ernannt worden war. Reist man durch das Land, trifft man überall auf österreichische Spuren. Denkt man etwa an Herta Haas, Titos zweite Frau, die Schriftstellerin Alma Karlin oder die Botanikerin Angela Piskernik, alle mit österreichisch-slowenischen Wurzeln. Sie alle ergriffen Partei für die Slowenen, da wird einem bewusst, dass man immer versuchen sollte, die Dinge (Stichwort »Tschuschen«) auch mit den Augen des Anderen anzusehen.

 

A. V.: Wie gestaltet sich Ihr Schreibprozess? Ist das Buch in Slowenien oder nach den Reisen in Ihrer Heimat Südtirol entstanden?

H.L.: Ich bin oldschool unterwegs, bewaffnet nur mit einem Notizbuch und – ok, ist praktischer – einer Handykamera. »Und das kannst du selber lesen?«, fragt mit einem spöttischen Grinsen mancher Gesprächspartner, nachdem er einen Blick auf mein Gekritzel geworfen hat. Ich kann, und zwar Zuhause, wo ich auf dem Divan die Beine hochlege, um das Erlebte noch einmal in aller Ruhe vor meinem geistigen Auge vorüberziehen zu lassen.


A. V.: Was hat es mit dem Teufel in Piran auf sich?

H.L.: Angeblich soll der Teufel dem Komponisten und Geiger Giuseppe Tartini, der in Piran geboren wurde, im Traum ein Musikstück eingeflüstert haben: die »Teufelstriller-Sonate«. Mir gegenüber zeigte sich der Herr der Unterwelt weniger großzügig. Er sorgte dafür, dass mir seine Abgesandten, die Stadtpolizei und ein Parkplatzwächter, eine fette, mein Gerechtigkeitsgefühl zutiefst verletzende Geldsumme abknöpften. Um Gnade bettelte ich trotzdem nicht.