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Imam gegen den Terror

CS

Am 14. Juni 2017 unterzeichnen alle 300 Imame, die  für die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich arbeiten, eine Deklaration gegen Terror und Extremismus. Ramazan Demir, Gefängnisseelsorger und Organisator der Deklaration, sagt dazu: »Wir haben mit Terroristen, die unsere Religion für ihre Zwecke missbrauchen nichts zu tun, wir gehören nicht zueinander. Aber weil uns die Menschen mit den Terroristen in einen Topf werfen, müssen wir aktiv und deutlich sichtbar Stellung beziehen.« Stellung beziehen und Zeichen setzen – das war Ramazan Demirs Absicht auch mit seiner Reise nach Jerusalem, die er gemeinsam mit Rabbiner Schlomo Hofmeister unternommen hat.

Vor der Blauen Moschee in Istanbul und an der Klagemauer in Jerusalem haben sich viele erstaunte Augen auf sie gerichtet: den Gemeinderabbiner und den Imam aus Wien. Vor Ort wollten die Vertreter zweier unterschiedlicher Konfessionen sich selbst ein Bild machen von der Sicht des jeweils anderen. Vorurteile, die man gegeneinander hegt, können nur entkräftet werden, wenn man einander zuhört und verstehen lernt – das ist ihre Maxime. Die Freunde führten einen intensiven, lebendigen Dialog auf dieser Reise: über Religion, Politik, Privates, über Gott und die Welt, sie diskutierten über Antisemitismus und Islamfeindlichkeit und stellten einander Fragen – und sie mussten sich vielen Fragen von Menschen stellen, denen sie begegneten: Was bedeutet Religion im Leben eines Muslim und eines Juden? Was müssen sie voneinander wissen? Welche Vorurteile gibt es? Wie kann es gelingen, die Vorurteile, auf die man vonseiten der mehrheitlich säkularchristlichen Gesellschaft stößt, abzubauen und die Angst vor dem jeweils anderen zu nehmen? Muss Integration zwingend bis hin zur Assimilation gehen? Was denken sie über Gewalt und Radikalisierung? Wie erleben sie Diskriminierung?

Ihre Reise zwischen religiösen Stätten und politischen Konflikten erweist sich als Denkanstoß, als Gratwanderung – und als mutige Aktion für ein respektvolles Miteinander. Das Buch, das diese besondere Aktion ihrer »Reise nach Jerusalem« dokumentiert, ist bei Amalthea erschienen.