Neue Beiträge werden geladen

Das »3+1«-Interview mit Christian Hlavac

A. V.: Als Gartenhistoriker sind Sie Experte – haben Sie bei der Arbeit am Buch selbst noch etwas Neues gelernt?

C. H.: Ja, da beim Schreiben immer wieder neue Fragen auftauchen, die man für sich selbst und somit für die Leserinnen und Leser beantworten will. So hat mir beispielsweise eine Bekannte von einer ehemaligen »Milchtrinkhalle« im Türkenschanzpark erzählt, die mir bisher unbekannt war. Das Studium der Bauakten hat dessen Geschichte sichtbar gemacht. Man lernt daraus, dass die Forschung zu Gärten und Parks nie abgeschlossen werden kann; es geht einem – im positiven Sinne – die Arbeit nie aus.

 

A. V.: Nach welchen Kriterien haben Sie die Parks ausgewählt?

C. H.: Über die Jahre stößt man immer wieder auf Park- und Gartenanlagen, die einem nur oberflächlich bekannt sind und für deren Geschichte sich bisher kaum wer interessiert hat. Bei näherer Betrachtung stellt sich oft heraus, dass es zu diesen eine spannende Geschichte gibt. Diesen Anlagen schenkt man dann forschend über längere Zeit seine Aufmerksamkeit. In Summe kommen so Dutzende Geschichten und somit Dutzende Kapitel für ein Buch zusammen. Eine Auswahl ist vor Beginn des Schreibens also nötig. In diesem Fall galt die Devise: So viele Bezirke wie möglich sollen im Buch vorkommen; gleichzeitig braucht es neben einer räumlichen auch eine ausgewogene zeitliche Verteilung: Die Gärten und Parks im Buch decken den Zeitraum von der Renaissance bis in die 1990er-Jahre ab.

 

A. V.: In welcher Grünoase trifft man Sie am ehesten an und weshalb?

C. H.: Zwischen April und Oktober verbringe ich viel Zeit im Türkenschanzpark; nicht nur, weil dieser unweit von meinem Büro liegt, sondern weil es dort die Paulinenwarte gibt. Diese wird in der Sommersaison einmal im Monat für Besucher geöffnet – und von Ehrenamtlichen betreut, zu denen ich seit vielen Jahren gehöre.

 

A. V.: Welche Parkgeschichte ist Ihr persönliches Highlight?

C. H.: Es sind zwei, die mich immer wieder faszinieren: Dass einerseits in Wien – wenn auch nur in Resten vorhanden – die bedeutendste Renaissancegartenanlage nördlich der Alpen liegt, nämlich das Neugebäude, andererseits viele bekannte städtische Parkanlagen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg der Produktion von Gemüse, Kartoffeln und Medizinalpflanzen dienten. Dieser Kontrast ist merkwürdig im wahrsten Sinne des Wortes.

© privat