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Das »3+1«-Interview mit Susanne Schicker

A. V.: Sie leiten das »WIENBEETHOVEN2020«-Büro der Stadt Wien, das die Schnittstelle zwischen allen Ereignissen zum Beethoven-Jahr bildet. Wie darf man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

S. S.: Abwechslungsreich! »WIENBEETHOVEN2020« stand unter dem Motto: Beethoven gehört allen. Unsere Kooperationspartner waren z. B. sowohl das Wiener Konzerthaus als auch die Wiener Volkshochschulen oder die Naturfreunde Wien.

Betrachtet man die Feiern zu den vergangenen runden Geburtstagen Beethovens, sieht man, dass die sie beinahe ausschließlich Feiern der Eliten waren. Die Gesellschaft der Musikfreunde, der Musikverein, das Wiener Konzerthaus, die Wiener Staatsoper, die Wiener Festwochen waren beispielsweise Träger und Veranstaltungsorte der Beethoven-Feiern zum 200. Geburtstag 1970. Betrachtet man die gesellschaftspolitische, soziale und demoskopische Situation Wiens 50 Jahre später und ihre Durchflutung der Kultur in alle Lebensbereiche, wird sehr schnell klar: die Beethoven-Feiern 2020 in Wien müssen ganz anders werden, demokratischer, pluralistischer, partizipativer.

 

A. V.: Und dann kam Covid-19 … Wo lagen vergangenes Jahr die besonderen Herausforderungen für Sie? Was haben Sie trotzdem als besonders positiv erlebt?

S. S.: Beethovens eigenes Leben war bekanntermaßen von schweren persönlichen, politischen und gesundheitlichen Krisen geprägt. Selbstverständlich war das Wiener Beethovenjahr anders konzipiert und musste im Laufe des Jahres mehrfach umorganisiert und umgestaltet werden. Aber jede Krise birgt auch eine Chance in sich und so konnten 2020 neue Formate und Gestaltungsräume gefunden werden, die wohl auch in Zukunft das Kulturgeschehen dieser Stadt mitprägen werden. Ich denke da beispielsweise an die zahlreichen Online-Formate und -Festivals, auch an Beethoven am Donauinselfestbus oder Beethoven beim »Theater im Park«. Auch dies ein wertvoller Beitrag zum viel diskutierten Thema »Nachhaltigkeit in Kunst und Kultur«.

 

A. V.: Was waren Ihre persönlichen Programm-Highlights des Jubiläumsjahres?

S. S.: »WIENBEETHOVEN2020« wurde gegründet, um Beethovens Musik, Beethovens Ideen, Beethovens Geisteshaltung auch an Orte und zu Personen zu tragen, die beim ersten Hinsehen noch nie etwas mit Beethovens Musik zu tun gehabt haben. Vom Gemeindebau aufs Donauinselfest, vom Straßentheater zum »Ludwig am Himmel«. Das herausragende Projekt des Vereins Arbeiter.innen.konzerte »Beethoven im Gemeindebau« möchte ich hier stellvertretend für viele Highlights nennen.

 

A. V.: Was erwartet die Leserinnen und Leser im Buch »WIENBEETHOVEN2020«?

S. S.: Das Jubiläumsbuch des Beethovenjahres bietet eine kalendarische Gesamtübersicht der unzähligen Events, die vom 16. Dezember 2019 bis zum 16. Dezember 2020 stattgefunden haben – sowohl in Form von Ausstellungen, Konzerten und Festivals als auch auf digitaler Ebene, im Radio oder im Fernsehen und an Universitäten oder Hochschulen. Ergänzt werden die Kalendertage aus dem Jahr 2020 durch entsprechende Tage aus Beethovens Leben – so sieht man etwa, was am 7. Mai 2020 bei uns und was am 7. Mai 1824 bei Beethoven geschah. Gespickt mit Anekdoten, Zitaten und Bildern zeigt unser »WIENBEETHOVEN2020«-Buch: Beethoven kann gehört – und jetzt auch gelesen werden.