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»3+1« Fragen an Silke Ebster

A. V.: Lang erwartet: Warum ist das Motto »Steter Tropfen höhlt den Stein« in der Entstehungsgeschichte von »Die Villen von Bad Vöslau« so zutreffend?

S. E.: 1996 hatte ich in meiner Dissertation zehn Bad Vöslauer Mietvillen zum Thema. Schon damals meinte meine Studienkollegin und Freundin Marie-Theres Arnbom, ich solle ein Buch daraus machen. Aber die Zeit war noch nicht reif dafür. Sie hat jedoch nie aufgehört, beharrlich danach zu fragen. Bei jedem ihrer Bücher schrieb sie mir folgende Worte als Widmung: »eine Anregung«, »eine weitere Anregung« und »jetzt kommt das Vöslau-Buch« – eben ganz nach dem Motto »steter Tropfen höhlt den Stein«! Nun ist es endlich so weit – das Buch über die Vöslauer Villen ist endlich geschrieben.


A. V.: Das Buch erzählt die Geschichte von 30 Adressen. Wie war Ihr Vorgehen in der Auswahl der Villen?

S. E.: Zu Beginn meiner Recherchen hatte ich eine Liste von über 50 Villen. Mit der Zeit haben sich dann jene Villen herauskristallisiert, die entweder bekannte oder interessant erscheinende Eigentümerinnen und Eigentümer sowie namhafte Architekten und Baumeister hatten. Natürlich habe ich auch jene 16 Häuser in das Buch aufgenommen, die schon in der Ausstellung »Einblicke in Vöslauer Villen« im Stadtmuseum Bad Vöslau (die Ausstellung ist noch bis 26. Oktober 2023 zu besichtigen) porträtiert wurden.


A. V.: Zu einer der Villen haben Sie eine persönliche Verbindung, bitte erzählen Sie uns davon.

S. E.: Die Carolinen-Villa in der Florastraße hat für mich einen ganz besonderen Stellenwert – ich durfte in diesem wundervollen Gebäude in einer Mietwohnung aufwachsen. Sehr schöne Kindheitserinnerungen verbinde ich mit der Villa und dem riesigen Garten – und schon damals hätte ich gerne gewusst, wer diese Caroline gewesen ist, nach der die Villa benannt wurde. Jetzt habe ich mich nun endlich auf Spurensuche begeben.


A. V.: Sie schreiben im Vorwort, das Thema „mutige Frauen“ zog sich wie ein roter Faden durch die Recherche. Wer imponierte Ihnen besonders?

S. E.: Eindeutig Ida Jolles – sie ist meine persönliche Heldin des Buches. Sie hat in den 1920er Jahren ein Unternehmen aufgebaut, das über 20 000 Stickerinnen beschäftigte. Die Firma »J. Jolles Studios« erzeugte Petit Point Produkte, wie etwa Geldbörsen und Handtaschen und erlangte innerhalb kürzester Zeit einen hervorragenden Ruf – und das weltweit. Ida Jolles war aber nicht nur eine geschäftstüchtige Frau, sondern auch eine sehr mutig! Die Geschichte, wie sie 1938 das Leben ihrer Familie rettete – vor allem das ihres Ehemannes – ist hollywoodreif. All die Informationen über diese taffe Frau habe ich von ihrer in Kalifornien lebenden Enkelin erhalten.

© Maria Gaspar