Napoleons Sohn
Zum 200. Geburtstag des Herzogs von Reichstadt
Kein Platz und kein Monument in Paris erinnert an den einzigen legitimen Sohn Napoleons. Dabei hat »l’aiglon« längst Kultstatus. Allein die Existenz des Herzogs von Reichstadt stiftete viele Jahre lang in der europäischen Politik große Unruhe.
Nachdem man Napoleon nach St. Helena verbannt hatte, wurde der erst Vierjährige in die Obhut seines kaiserlichen Großvaters Franz I. nach Wien gebracht, wo man »Franzi« – getrennt von seiner Mutter Erzherzogin Marie Louise, Kaiserin an Napoleons Seite – einer eiskalt kalkulierten Umerziehung unterzog. Als der junge Mann, der inzwischen zum Liebling des Wiener Hofs avanciert war, im Alter von 21 Jahren starb, waren die politischen Drahtzieher geradezu erleichtert: kein Nachfolger für Napoleon, der zur europäischen Gefahr werden könnte.
Renate Fabel ist die erste Autorin, die sich mit Verständnis und Einfühlungsvermögen dem Phänomen des »kaiserlichen Prinzen« nähert, der zum Spielball der Politik wurde.