Neue Beiträge werden geladen

Michael Schottenberg

Michael Schottenberg, geboren in Wien, prägte als Schauspieler, Regisseur, Drehbuch- und Bühnenautor das österreichische und internationale Kulturleben. Schauspieler im TV, Kino sowie an zahlreichen internationalen Theatern, Bühneninszenierungen in Wien und Berlin. Zehn Jahre lang Direktor des Volkstheater Wien, zahlreiche Preise. Seit 2015 als Reisender und Autor unterwegs. 2019 Publikumsliebling bei der ORF-Show »Dancing Stars«. Seit 2020 ist er wöchentlich als Reise-Experte im »Studio 2« (ORF 2) zu sehen.

ZUR AUTOREN-WEBSEITE

Leserin,
ich
liebe
dich!

Schreiben ist Liebe

Die Arbeit des Schreibenden verlangt nach jenem Brand, an dem er nicht verbrennt, sondern sich entzündet – seine Ideen, seine Vorstellungskraft, seine Lust. Damit verbunden sind jede Menge Qualen, weil die Unwägbarkeit so wie in jeder leidenschaftlichen Beziehung eine große Rolle spielt: Enttäuschung, Frustration, Hoffnung. Und die Begierde nach mehr. Das Verlangen, sich künstlerisch auszudrücken, entsteht zunächst im Kopf. Ein Rausch, dessen Samen Früchte trägt. Der Schreibende verschmilzt mit seiner Leidenschaft, die vor den Augen seiner Geliebten zu Affekten des Begehrens wird. Und des Staunens. So verwandeln sich Augenblicke zu geheimen Liebesbotschaften, die uns die Gewissheit schenken, zu leben.

Wer ist die Schöne, der all diese Aufmerksamkeit gilt? Lange Zeit eine Fiktion. Denn noch findet die Vereinigung nicht statt. Erst während des Lesens kann sich Liebe erfüllen – oder eben auch nicht. Gefühl kennt weder Vergangenheit noch Zukunft. Es verlangt nach dem Augenblick des sich Vergessens und – es ist keineswegs käuflich. Der Schreibende offenbart sich. Manchmal verführt er seine Geliebte zu unwägbaren Abenteuern, dann wird er aufgefressen, mit Haut und Haaren. Oder aber er wird weggelegt. Dann bleibt er unentdeckt zurück, doch untrennbar mit ihr verbunden. Der Schreiber und seine Geliebte. Autor und Leser*in. Eine widersprüchliche Symbiose. Aber so ist Leidenschaft. Beide sind süchtig nach dem Gefühl zwischen Hingabe und Ohnmacht. Aus allen Aphorismen, Weisheiten und Zitaten trifft für beide wohl (abgewandelt) dieses eine zu: »Leidenschaft ist eine Kraft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.«

In Liebe, Schotti